Zukunft wird aus Cleverness und Mut gemacht

Ein Artikel von Hans Rupli | 27.07.2020 - 14:00
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Hans Rupli leitet die HANS RUPLI GmbH und war von 1999 bis 2019 Präsident von Holzbau Schweiz.   © HANS RUPLI GmbH  

Die Klimaerwärmung bringt das Ökosystem Wald aus dem Gleichgewicht. So ist unter anderem der Fortbestand der Fichte langfristig gefährdet. Es stellt sich die Frage, wie wir die Holzbausysteme ressourceneffizienter gestalten können und welche alternativen Baumarten sich für das Bauen mit Holz eignen. Auch das Innovationspotenzial der Bioökonomie Holz ist von größter Bedeutung. Faserbasierte Produktinnovation kann dazu führen, dass Holzbauten aus dem 3D-Drucker entstehen und stabförmige Bausysteme an Bedeutung verlieren. Als erstes Fazit ist ein zukunftsgerichteter, mutiger und tabufreier Dialog aller Akteure der Wald- und Holzwirtschaft untereinander und mit der Politik von zentraler Bedeutung, um die Potenziale der Ressource Holz im Sinne der Klima- und Energiepolitik sowie der Kreislaufwirtschaft zu nutzen.

Auch aus bauwirtschaftlicher Optik stehen wir vor großen Herausforderungen. Ausgehend von den Zielen der Klima- und Energiepolitik wie auch der Raumplanung, werden neben der Neubautätigkeit die energetische Gebäudemodernisierung und die Verdichtung der Gebäudestrukturen an Bedeutung gewinnen. Leistbares Wohnen im urbanen Raum und die Optimierung der Lebenszykluskosten eines Gebäudes rücken in diesem Kontext in den Vordergrund. Als zweites Fazit ver-weise ich auf die Potenziale der ganzheitlichen Gebäudesanierung. Hier geht es nicht um die Frage, wie viel Zusatzisolation auf eine Gebäudehülle aufgebracht wird. Vielmehr sollen clevere Sanierungslösungen garantieren, dass die bestehenden Mieter sich das neue Mietzinsniveau nach der Sanierung leisten können. Gebäudeaufstockungen in Kombination mit energetischen Sanierungsmaßnahmen können zur Lösung beitragen, da Investitionen auf mehr vermietbare Wohnfläche aufgeteilt werden. Ein wachsender Markt, der für Holzbausysteme geradezu prädestiniert ist.

Intelligentes Bauen mit System ist eine der wesentlichen Stärken des Holzbaus. Durch die Digitalisierung gewinnen vorfabrizierte Bausysteme an Bedeutung. Die Möglichkeiten der Industrie 4.0 und der digitalen Gebäudeentwicklung steigern die Qualität der Gebäude und deren Wirtschaftlichkeit. Digitalisierung ist mehrdimensional zu betrachten. Neben neuen „digitalen Werkzeugen“ werden sich auch bestehende Prozesse und Businessmodelle grundlegend verändern. So wächst die Chance, den reinen Preiswettbewerb stärker in Richtung eines kombinierten Preis-Leistungs-Wettbewerbs in der Bauwirtschaft zu entwickeln. Denn die BIM-Technologie wird die linearen Gebäudeentwicklungsmodelle aufbrechen. Nicht hintereinander, sondern gleichzeitig miteinander planen wird zum Credo der Zukunft. Als drittes Fazit sollte die Dienstleistungskompetenz der Branche unabhängig von der Betriebsgröße weiterentwickelt werden. Dies mit dem Ziel, als anerkannter Fachplaner in der Gebäudeentwicklung eine stärkere Marktstellung zu erlangen und so den Marktdurchdringungsgrad von Holzbauten zu steigern. Grundlage dafür bilden gezielte Investitionen in ein breiteres Bildungsspektrum, in digitale Lernformen und das lebenslange Lernen.

Die Rahmenbedingungen für das Bauen mit Holz waren nie besser als zur heutigen Zeit. Gleichzeitig werden die zunehmende Digitalisierung und die Weiterentwicklung der künstlichen Intelligenz die Innovationszyklen der Wirtschaft dynamisch beschleunigen und den Anpassungsdruck der Unternehmen steigern. Aufgrund dieser Veränderungen ist eine gezielte Auseinandersetzung der Betriebe mit ihrer Zukunft unerlässlich, denn auch ihre Zukunft wird aus Cleverness und Mut gemacht.