Preisboden erreicht, Skepsis gegenüber Frühjahr

Ein Artikel von Raphael Zeman | 21.12.2021 - 09:37

Seit dem Sommer hat eine rückläufige Nachfrage nach Bauholzprodukten – man spricht teils von 50 % des saisonüblichen Auftragseingangs – für stark fallende Preise gesorgt. Die Lager vieler Kunden waren gut gefüllt und nach dem Motto: „Die Preise könnten weiter sinken“, wurde nur das Nötigste gekauft. Über den Winter wird nun üblicherweise ohnehin wenig eingekauft. Das führt zu Einschnittrücknahmen bei Sägewerken (in Österreich vermutlich zwischen 5 und 10 %) und Kürzungen im Weiterverarbeitungssektor. Ab 18. Dezember dürften die meisten Sägewerke in Deutschland und Österreich für drei oder vier Wochen komplett abstellen – auch um den Schnitt- und Leimholzmarkt zu entlasten. Die Preisstürze haben aber in den vergangenen Monaten zusehends abgenommen und bei vielen Sortimenten scheint ein preislicher Boden erreicht.

USA als Indikator?

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Mit Beginn der Sommerferien begannen die Preise für KVH und BSH deutlich zu sinken. Wo sie sich schlussendlich einpendeln werden, ist derzeit noch nicht abschätzbar. Das Preisniveau wird aber über dem des Vorjahres liegen.

Seit dem 3. Quartal steigt der Preis für Nadelschnittholz in den USA beständig. Ende Oktober konnten europäische Lieferanten noch um umgerechnet 350 €/m³ verkaufen, Ende November dann um 368 €/m³. Derzeit liegt der Preis bei rund 406 €/m³, was einer Steigerung um 88 % gegenüber August entspricht. Und so dürfte es auch weitergehen: Die Lumber Futures an der Chicago Mercantile Exchange für Januar 2022 legten allein im letzten Monat um 60 % zu und liegen derzeit umgerechnet bei rund 600 €/m3.

Die gestiegene Nachfrage 2021 in den USA lässt sich auch an den Importzahlen ablesen. In den ersten zehn Monaten 2021 stiegen die US-Nadelschnittholz-Importe um 8 % auf 31,3 Mio. m³. Davon profitierten die Europäer, die um 28 % mehr exportierten. Laut US-Daten kamen dabei rund 347.000 m³ Nadelschnittholz aus Österreich, was einer Steigerung von 35 % gegenüber dem Vorjahr entspricht. Für 2022 gelten die Schiffskapazitäten von Europa in die USA bereits als „ausreserviert“.

Gesunkener Import, gestiegener Export

Österreich importierte in den ersten neun Monaten 2021 mit 6,1 Mio. fm um 2,8 % weniger Nadelrundholz als im Vergleichszeitraum 2020. Gleichzeitig exportierte man 1,62 Mio. m³ Lamellenholz. Mit dieser Steigerung von rund 10 % gegenüber der Vorjahresperiode erreichte man heuer ein Allzeithoch. Die Hauptabnehmer waren Italien mit rund 558.000 m³ und Deutschland mit rund 396.000 m³. In die USA exportierte man rund 19.000 m³.

Potenzielle Neuauflage der Frühjahrssituation?

Bei einer Umfrage des deutschen ifo-Instituts im Oktober vermeldeten 38 % der Hochbauunternehmen Beeinträchtigungen durch Lieferverzögerungen. Befürchtet werden Versorgungsprobleme beim Baumaterial bis ins Frühjahr 2022. „Die Baustoffindustrie ist energieintensiv und spürt die starken Preisanstiege der vergangenen Monate. Auch im Großhandel mit Baustoffen steigen die Preise weiter. Insbesondere den Hochbau setzt dies unter Druck. Vielerorts planten die Betriebe dort, die Baupreise anzuheben“, so ifo-Forscher Felix Leiss.

Bauholzsortimente und der zugrunde liegende Rohstoff sind hingegen seit August wieder gut verfügbar. Der Gesamtverband Deutscher Holzhandel äußerte jedoch in einer gemeinsamen Pressemeldung mit den Kooperationen Hagebau, Eurobaustoff, HolzLand und Holzring die Besorgnis, dass sich eine Marktsituation wie zu Beginn des Jahres 2021 mit enormen Preissprüngen und einer schwierigen Beschaffung nicht wiederholen dürfe.

Laubholz am aufsteigenden Ast

Am Laubholztag des Fachverbandes der Holzindustrie Österreichs Mitte November sprach man über den zu beobachtenden Laubholzhype. Vor allem die Eiche verzeichnet einen stetigen Preisanstieg, zudem sei eher wenig Rundholz am Markt – das gilt für alle Holzarten –, weil die Verfügbarkeit sinkt und der Schnittholzbedarf steigt. Ein auf europäischer Ebene äußerst relevantes Thema sieht Maria Kiefer-Polz, Vizepräsidentin und Laubholzsprecherin des europäischen Sägewerksverbandes, in den Rundholzexporten nach China. Da man die Rundholzexporte mit Einschränkungen nicht ganz verhindern könne, brauche man jedoch alternative Lösungsvorschläge, die etwa in den phytosanitären Bereich eingreifen. „Derzeit wird uns Sägern der knappe Rohstoff außer Landes gebracht und damit die Wertschöpfung und die Arbeitsplätze. Das muss sich ändern.“

Rundholzpreis überwintert über Vorjahresniveau

Der Rundholzpreis für Fichte und Tanne erreichte in Mitteleuropa im August mit rund 115 €/fm seinen historischen Höhepunkt. Seit damals gab er drei Monate in Folge nach. Laut Erhebungen des Holzkurier lag er in Österreich im November bei rund 107 €/fm – und damit 27 €/fm über dem Vorjahresniveau. Als Ursachen für den Preisrückgang werden ein höheres Angebot aufgrund gesteigerter Erntetätigkeit sowie der deutlich geringere Bedarf aufgrund verminderter Einschnittstätigkeit genannt. Der November zeige aber auch, dass es zu einem Einpendeln von Angebot und Nachfrage beim Rundholz komme. Der Preisrückgang zum Oktober hat sich deutlich vermindert und es zeichne sich eine gewisse Bodenbildung bei der Abwärtsentwicklung ab.

Dennoch sei die Situation angespannt: Während sich die Käufer aufgrund der starken Absatz- und Preisrückgänge beim Schnittholz einen Preis unter 100 €/fm wünschen, sehen die Verkäufer in diesem Fall die Einschlagstätigkeit massiv gefährdet. Entsprechend dieser Situation werden kaum preislich bindende Verträge für 2022 abgeschlossen. Während der Sägerundholzbedarf für das 1. Quartal noch als verhalten eingeschätzt wird, sollte sich die Situation ab dem 2. Quartal wieder deutlich bessern.