Angespannte Lage für Holzbaubetriebe

Ein Artikel von Remo Bühler | 22.04.2022 - 11:26

Die Auftragsbücher der Holzbaubetriebe sind weiterhin gut gefüllt. Bei der jüngsten Holzkurier-Konjunkturumfrage meldeten 71 % eine gute Auftragslage – für 24 % war sie zufriedenstellend. Der Blick in die Zukunft ist ebenso positiv: Für das laufende Quartal erwarten 87 % der Betriebe „keine Veränderung“ (69 %) oder „eine Verbesserung“ (18 %) ihrer Auftragslage.

Trotzdem ist die Stimmung unter den österreichischen und deutschen Holzbaubetrieben eingetrübt. Die Gründe sind die weiterhin hohen Materialkosten und die eingeschränkte Verfügbarkeit. Außerdem lastet der Personalmangel auf den Betrieben. Das zeigen die zahlreichen Kommentare (s. Kasten unten). 78 % rechnen im 2. Quartal mit steigenden und 13 % mit stagnierenden Preisen für Holzprodukte.

Herausforderungen des Holzbaus*

  • Auftragslage wäre sehr gut, wenn man aussagekräftige Preise für BSH, KVH, Brettsperrholz bekommen würde! Wir machen nur mehr Angebote für Sanierungen, bei denen der Holzpreis (Schnittholz vom kleinen, regionalen Sägewerk) in Ordnung ist!
  • Materiallieferverzögerung, fehlendes Fachpersonal
  • Keine wirkliche Lösung beim Facharbeitermangel. Lange Lieferzeiten bei Material und keinen Einfluss darauf
  • Materialkosten und -verfügbarkeit, wir versuchen, möglichst flexibel zu agieren. Der Arbeitskräftemangel ist schlimm. Wegen der Energiekosten nutzen wir geringes Einsparungspotenzial und verdoppeln die eigene Photovoltaikanlage.
  • Einkaufs- wie Verkaufspreispflege, damit also die Kalkulation den aktuellen Gegebenheiten anpassen. Frachtraum/Fahrermangel und damit einhergehende steigende Logistikkosten, die zusätzlich zu den gestiegenen Materialpreisen hinzukommen. Man fragt sich, wie lange werden die Kunden/Verbraucher diese deutlich gestiegenen Mehrkosten am Bau mittragen können oder wollen? Ab wann kühlt das Konsumverhalten deutlich ab?
  • Fachkräftemangel, Holzbaukompetenz der Fachplaner und Architekten, Materialpreise, Verfügbarkeit der Materialien
  • Materialprobleme, Ausnutzung der Industrie gegenüber Verarbeitern und Endkunden, Versagen der Politik. Holzbau wird leider durch die Gier unserer eigenen Industrie mit Vollgas an die Wand gefahren!
  • Materialknappheit/Volatilität der Preise: temporäre Erhöhung der Lagerkapazitäten und Einkauf der Materialien, Änderung, wo möglich, von Aufbauten, Substituierung von industriell gefertigten Materialien, Verwendung von regionalen Rohstoffen. Mitarbeitermangel: Investition in Maschinenpark und CNC-gesteuerte Anlagen
  • Materialpreiserhöhungen versuchen wir, an die Kunden weiterzugeben.
  • Sicherung der Materialverfügbarkeit, längere Bestelllaufzeiten, Einlagerung, Substitution von Risikomaterial.
  • Preissteigerungen, Kunden können die Bauvorhaben nicht mehr finanzieren.
  • Astronomische Verteuerungen mit überlangen Lieferzeiten!
  • Die hohen Preise und der unsichere Rohstoffmarkt sind die größten Probleme. Dies ist für die Kunden nicht mehr leistbar, wir werden dann in Kurzarbeit gehen.
  • Interessante Fragen in derzeitigen Situationen: 1. Materialverfügbarkeit und 2. Preissicherheit: Wie gehe ich mit etwas um, das ich weder vorhersehen noch ändern kann? Frühzeitige Bestellungen (oft nur auf Schätzungen hin), Kundschaften in die derzeitige Preispolitik so gut als möglich einbinden (schwierige und langwierige Gespräche = sehr viel Zeitaufwand; der unfairste Arbeitgeber ist übrigens das Land Salzburg – keine Chance auf Materialerhöhungen, sondern sofortige Stellungnahme der Juristenabteilung des Landes), Materialien einbunkern (mit unglaublichen Lagerhaltungskosten). Kurz: Man begegnet dieser katastrophalen Situation genauso, wie man einst gelernt hat, wirtschaftlich NICHT zu handeln.
  • Der Holzpreis ist ein Problem, viele steigen wieder auf eine Massivhausbauweise um.
  • Die Preisvolatilitäten sind eine Katastrophe und resultieren nur noch aus kurzfristiger Gier. Was aktuell passiert, hat weder mit Weltmarkt noch Kalkulation oder Verfügbarkeit zu tun […]

*Antworten auf die Frage im Holzkurier-Konjunkturbarometer:
Was sind Ihre vordringlichsten Probleme derzeit und wie gehen Sie damit um?