Holzbauplattform: aus der Branche für die Branche

Ein Artikel von Kathrin Lanz | 13.11.2023 - 08:21

Seit einigen Jahren prasseln in Zusammenhang mit dem starken Wachstum und den veränderten beziehungsweise gestiegenen Möglichkeiten im Holzbau stetig neue Fragestellungen auf die Branche herein. Diese gilt es zu lösen. Meist geschieht der Versuch dazu hinter verschlossenen Türen, jeder forscht für sich. „Im Moment wird viel Forschungskapazität aufgewendet, weil unterschiedliche Unternehmen an denselben Problemen arbeiten“, beschreibt Bernhard Egert, Leiter Holzbau beim Immobilienentwickler UBM Development, diesen Sachverhalt. Seit drei Jahren sitzt Egert der „Holzbauplattform“ vor. Im Rahmen dieser möchte man das ändern. „Wir wollen anstoßen, dass man gemeinsam Lösungen erarbeitet und diese dann auf ‚neutralem Boden‘ der Öffentlichkeit zur Verfügung stellt.“

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Think-Tank der stärksten Verbände: Holzbauexperten und Branchenvertreter haben sich formiert, um bestmögliche Lösungen für fachliche Fragestellungen im Holzbau zu finden. Den Vorsitz führen Bernhard Egert von UBM (2.v.li.) und Dieter Lechner (3.v.re.), Fachverband der Holzindustrie. Sie erläutern ihre Zielsetzung und geben Einblick in die geplanten Arbeitsabläufe. © Kathrin Lanz

Sicht der Anwender einbeziehen

Gemeinsam heißt auch interdisziplinär. Die Holzbauplattform vereint Branchenvertreter aus dem Kreis der wichtigsten Holzbauverbände Österreichs. Das sind der Fachverband der Holzindustrie, die Bundesinnung Holzbau mit holzbau austria-Experten, der Ingenieurholzbauverband,  der Fertighausverband und proHolz. Unterstützt wird man von renommierten Ziviltechnikern, Bauphysikern, Tragwerksplanern und Architekten. „Die Sichtweise der Anwender ist in unserem Kreis sehr wichtig. Dank ihnen können wir am eindeutigsten eruieren, wo der Schuh drückt, um dann bundesländer- und instituts-übergreifend die bestmöglichen Lösungen zu erarbeiten“, unterstreicht Dieter Lechner, stellvertretender Geschäftsführer des Fachverbands der Holzindustrie und Koordinator der Plattform, im Gespräch mit holzbau austria. Dank dieser Vernetzung müssen die einzelnen Verbände nicht mehr alle Fragestellungen separat angehen, sondern können ihre Agenden teilen. Unternehmen wurden bewusst nicht einbezogen, da man firmenneutral agieren möchte. Natürlich werden die Bedürfnisse dieser durch die Branchenvertreter abgedeckt.

Prozesse entschlacken, Ressourcen binden

Damit stehe man aber keinesfalls in Konkurrenz zu anderen Verbänden. Es gehe darum, Ressourcen zu bündeln, Prozesse zu entschlacken. „Wir machen kein Marketing, sondern versuchen, Fragestellungen, die alle diese Verbände berühren, gemeinsam abzuarbeiten“, erklärt Lechner. „Dank unserer Vernetzung können wir finanzielle Mittel sparen und Branchenthemen als Branche lösen“, bringt er es auf den Punkt.

Fokus: technische Fragestellungen

Der Fokus der Plattform liegt ganz klar auf technischen Fragestellungen zur Erweiterung der Anwendungsmöglichkeiten von Holz. Ende September trafen sich die Experten zum dritten Mal in diesem Jahr. Im Zuge dessen wurden langfristige Themenbereiche festgelegt. Die Roadmap bis 2035 beinhaltet unter anderem die Schwerpunkte: „Holz.Bau.Konstruktion“, „Holz.Bau.Feuchte“ „Holz.Bau.Wärme“ „Holz.Bau.Schall“. Im jeweiligen Segment gibt es viele Unterthemen, die jeweils von definierten Arbeitsgruppen bearbeitet werden. Zu nennen ist beispielsweise die Thematik „Holzbauunternehmer als General- oder gar Teilgeneralunternehmer“. „Hier wollen wir Impulse setzen, damit das in Österreich besser möglich wird“, erklärt Egert. Darüber hinaus „poppen“ kurzfristige Probleme in der Branche auf, denen man sich genauso annehmen will.

Verbindliche Ziele und Termine

Zusätzlichen Wert bekommt die Arbeit der „Holzbauplattform“ dadurch, dass die Arbeitsgruppen im Vorhinein klare Ziele und Terminvorgaben definieren und dadurch  Verbindlichkeiten geschaffen werden. Jede Arbeitsgruppe bestellt einen Vorsitzenden und dieser sorgt dafür, dass die vereinbarten Ziele eingehalten und die Ergebnisse fristgerecht präsentiert werden. Die Projekte werden gemeinsam beschlossen und auch weitgehend gemeinsam finanziert.  Zusätzlich wird immer versucht, Drittmittel anzusprechen Über diese Projektfinanzierung können der Arbeitseinsatz der Experten sowie die Aufbereitung der Arbeitsunterlagen und der Arbeitsergebnisse zum Großteil abgegolten werden.. „Wir treten für den gesamten Sektor auf und haben die Diskussionen, Gewerbe gegen Industrie überwunden“, schließt Lechner. „Das ist ein deutlicher Fortschritt für uns alle.“ Entsprechend steigt die Erwartung, dass die gemeinsame Initiative Erfolge einfährt.