„Mit Holz aus der Klimakrise herausbauen“

Ein Artikel von Raphael Zeman | 04.05.2021 - 08:11

Beim Bauhaus der Erde geht es quasi um den Elefanten im Klimaraum – um die Tatsache, dass die gebaute Umwelt für mehr als 40 % der globalen Treibhausgas-Emissionen verantwortlich ist. Können wir das ändern? Ja. Wir können diese Emissionen weitgehend vermeiden. Wir können sogar so bauen, dass wir Kohkenstoff aus der Atmosphäre herausholen. Das geht, wenn wir organische Materialien einsetzen. Wenn wir unsere Städte wieder aus Holz bauen. […] Was der Baubranche bislang nicht gelungen ist, ist ein großes Narrativ zu entwickeln. Eine große, überzeugende, sympathische Erzählung davon, wie wir in Zukunft bauen und leben wollen. Ein Narrativ, das die Konsumenten lieben, das die Bauherren lieben ... und wo auch die Behörden sagen: Tolle Idee. Lasst uns das machen!


Hans Joachim Schellnhuber
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Hans Joachim Schellnhuber © Simon Bierwald | INDEED

Am 22. April war „Tag der Erde“, einen Tag zuvor präsentierte Hans Joachim Schellnhuber, Klimaforscher sowie Gründer und Direktor Emeritus des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung (PIK), die Initiative „Bauhaus der Erde“. Diese hat er gemeinsam mit Prof. Dr. Dirk Messner, Präsident des Umweltbundesamtes (UBA), Annette Hillebrandt , Architektin und Professorin an der Bergischen Universität Wuppertal, und weiteren 20 Persönlichkeiten ins Leben gerufen.

Es ist offensichtlich, dass hinsichtlich Primärenergiebedarf und Treibhausgaspotenzial grundsätzlich die Holzbauweise besser abschneidet als die Massivbauweise. Daher sollten noch ungenutzte Potenziale des Holzbaus gehoben werden. Das Sanieren dürfen wir darüber aber nicht vergessen: Es ist ressourceneffizient und schnell – auch hier wird bereits viel Bauholz verwendet. […] Grundvoraussetzung für das nachhaltige Bauen mit Holz ist zudem, nur international einheitlich zertifiziertes Holz einzusetzen, welches durch funktionierende Lieferketten-Trackingsysteme die Herkunft aus Schutzgebieten eindeutig ausschließt.


Prof. Dr. Dirk Messner

„Radikale Bauwende“

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© Gray Organschi Architecture

Das „Bauhaus der Erde“ folgt in Anlehnung an die Bauhaus-Bewegung des 20. Jahrhunderts einem ganzheitlichen Ansatz und will eine breite gesellschaftliche Diskussion anregen. „Ohne radikale Bauwende wird das Pariser Klimaabkommen scheitern. Wenn wir Stahlbeton durch organische Materialien wie Holz oder Bambus ersetzen, können wir erhebliche Mengen an klimaschädlichen Emissionen vermeiden. Mit regenerativer Architektur können wir uns quasi aus der Klimakrise herausbauen“, so Schellnhuber. Die deutsche Initiative fordert

  • degradierte Waldflächen schnellstmöglich wieder aufzuforsten,
  • verbindliche Zielsetzungen für den Holzbau im nächsten Koalitionsvertrag,
  • eine zeitgemäße Reform der Bauvorschriften,
  • soweit mit nachhaltiger Forstwirtschaft vereinbar, die Errichtung von Neu- und Erweiterungsbauten in Deutschland überwiegend mit Holz und
  • ein integriertes Ministerium für Landnutzung, Raumentwicklung und gebaute Umwelt.

Wir müssen die Zerstörung durch unseren Flächenverbrauch stoppen und mit jedem Haus unserer Welt etwas zurückgeben. Um es kurz zu machen: Müll – damit meine ich auch Kohlenstoff – ist ein Designfehler!


Annette Hillebrandt

Für seine Vision, die sich an den Begriffen Nachhaltigkeit, Teilhabe und Ästhetik orientiert, hat das „Bauhaus der Erde“ eine Startförderung von 2,5 Mio. € durch die Laudes Foundation erhalten.

Quelle: Bauhaus der Erde