18 m stützenfrei auskragend

Ein Artikel von Birgit Gruber | 09.08.2022 - 08:07
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© David Matthiessen Fotografie

Kaum ein Ort in Deutschland steht so symbolisch für den Sport wie der Olympiapark in München. Seit 1972 nutzen die Fakultät der Sport- und Gesundheitswissenschaften der Technischen Universität München (TUM) und der Zentrale Hochschulsport (ZHS) das Gelände sowie dessen Gebäude im nördlichen Bereich des Parks. Mit zunehmender Lebensdauer traten bei den Bestandsbauten immer größere baukonstruktive und statische Mängel auf. Auch im Bereich des Brandschutzes gab es gravierende Schwachpunkte. Ein Rück- und Neubau der Anlage wurde unumgänglich.

Zu 80 % aus Holz errichtet

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Architektonisch herausragend und prägend: Das stattliche, auf Pendelstützen gelagerte Vordach-Süd in Holzbauweise, der größte Hingucker des Projekts. © Aldo Amoretti

Der Neubau des neuen Universitäts-Sportcampus musste nach Anforderung des Bauherrn ressourcenschonend und energiesparend umgesetzt werden. Zu 80 % wurde der neue Campus deshalb aus Holz gebaut. Die Architekten Dietrich/Untertrifaller überzeugten mit der Idee eines klar strukturierten Gebäudekomplexes vornehmlich aus Holz und Glas, der sich präzise in die ihn umgebenden Sportflächen einfügt. Er ist in je zwei Hallen- und Bürocluster gegliedert und wird nach Abschluss des letzten Bauabschnittes die Bestandsbauten komplett ersetzen.

Unsere Leidenschaft für den Werkstoff Holz mit seinen hervorragenden technischen und atmosphärischen Eigenschaften auslebend, konzipierten wir einen der größten Holzbauten Europas. Durch den hohen Vorfertigungsgrad konnte er mit höchster Präzision bei laufendem Betrieb und in kurzer Bauzeit erstellt werden.


Prof. Much Untertrifaller

Europaweit einzigartig

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© David Matthiessen Fotografie

„Unsere Leidenschaft für den Werkstoff Holz mit seinen hervorragenden technischen und atmosphärischen Eigenschaften auslebend, konzipierten wir einen der größten Holzbauten Europas. Durch den hohen Vorfertigungsgrad konnte er mit höchster Präzision bei laufendem Betrieb und in kurzer Bauzeit erstellt werden. Der Gebäudekomplex setzt auch ökologisch neue Maßstäbe“, erklärt Prof. Much Untertrifaller. Auf einer Bruttogrundfläche von mehr als 42.000 m2, zwei Stockwerken und fast 19.000 m2 Nutzfläche finden 14 Sporthallen, 15 Fußballplätze, 7 Beachvolleyballfelder, 22 Tennisplätze, jeweils eine Hockey- und Golfanlage, zwölf Hörsäle, 15 Labore, eine Cafeteria sowie eine Bibliothek. Nach Fertigstellung des zweiten Bauabschnittes Mitte 2023 wird der Campus um 300 Büros inklusive fünf Werkstätten ergänzt. 

18 m auskragendes und 150 m langes Vordach

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Das Tragsystem der nicht alltäglichen Konstruktion besteht aus 40 Hohlkastenelementen und überdacht auf einer Länge von rund 150 m großzügig die 100-Meter-Laufbahn und Außenterrasse. © Aldo Amoretti

Beim Projekt wurde die gesamte Leistungsbreite des gegenwärtigen Ingenieurholzbaus abgerufen und umgesetzt. Neben der kompletten Dachkonstruktion sind die Sporthallen und die Institutsbereiche in Holzbauweise errichtet. Zum Einsatz kommen hierbei neben weitspannenden Brettschichtholzträgern auch Hybriddecken in Holz-Beton-Verbundbauweise mit einer Brettsperrholzbasis, sowie vorgefertigte Holzrahmenwände und Deckenelemente, die zum Teil auch verklebt wurden. Integrierte, deckengleiche Stahlunterzüge, die von BauBuche-Dachträgern abgehängt werden, sind weitere Elemente.  Der größte Hingucker ist allerdings das auf Pendelstützen gelagerte Vordach-Süd in Holzbauweise. Das Tragsystem der 18,3 m auskragenden Konstruktion besteht aus 40 Hohlkastenelementen und überdacht auf einer Länge von rund 150 m die 100-Meter-Laufbahn und Außenterrasse. Seine Hohlkastenelemente wurden in den Produktionshallen von Rubner in Ober-Grafendorf gefertigt. Unter der Leitung von Rubner Augsburg wurden für die Sporthallen, Institutsbereiche und die komplette Dachkonstruktion in Holzbauweise insgesamt 11.690 m2 Dach- und Deckenelemente, 7430 m2 Wandelemente, 610 m2 Holz-Beton-Verbunddecken sowie rund 1000 m3 Brettschichtholz und 330 m3 Brettsperrholz produziert, vorgefertigt, just-in-time an der Baustelle angeliefert und in kurzer Zeit montiert.

Quelle: Rubner Holzbau