Brandschutz und Holzbau

Ein Artikel von Mathias Thon | 06.11.2020 - 12:56

Holzbauteile versagen nicht, sind berechenbar und somit ein geringeres Risiko. Die Gewährleistung der Sicherheit im Brandfall ist nicht nur eine Frage des Materials, sondern auch der qualitativen Planung und Ausführung von Bauteilanschlüssen sowie Durchdringungen. Eine berechenbare Abbrandgeschwindigkeit ist ein weiterer Punkt für Holzbau.

Vorteile des Holzbaus

MathiasThon_ThonBaubetreuung.jpg

Mathias Thon bei der Beratung im Holzbauprojekt. © Thon Baubetreuung

Holz ist hygroskopisch: Das heißt, es entzieht der Luft Feuchtigkeit und gibt diese wieder ab, wodurch ein angenehmes Raumklima entsteht. Zudem hat Holz eine geringe Rohdichte und gilt somit als Leichtbauweise. Darüber hinaus hat der Baustoff einen geringeren Flächenbedarf an Wänden und Decken, wenn man die Konstruktion in Bezug auf Wärmedämmung sieht. Somit gewinnt man Wohnnutzfläche. Ein weiterer Vorteil ist die geringe Wärmeleitfähigkeit, die sich in der sogenannten Phasenverschiebung niederschlägt. Die maximale Außentemperatur zum Beispiel: In einem heißen Sommer erreicht die Wärme das Innere erst am Abend zeitversetzt und kann dann sehr leicht abgelüftet werden. Der hohe Vorfertigungsgrad im Holzbau hat zur Folge, dass man (auch in Krisenzeiten) schneller und effizienter arbeiten kann. Das Einsetzen modularer Holzbauelemente (z.B. Wände, Decken, Gaupen oder Module) geschieht innerhalb von Stunden. Eine gute und digitale Planung ist natürlich Voraussetzung dafür. Ebenso tragen Leichtigkeit und witterungsunabhängige Fertigung wirksam zur Kostenentlastung bei. Ökologie und Nachhaltigkeit sind natürlich nicht zu vergessen. Holz als nachwachsender Rohstoff hat eben Potenzial! Auch dank der hohen Sicherheit im Brandschutz.

Holz im Brandschutz – so funktioniert‘s

Ja, Holz brennt. Das zu bestreiten, wäre eine Anzweiflung aller chemischen und physikalischen Prozesse, aber Holz schützt sich durch das Brennen selbst. Diesen chemischen Prozess nennt man den Verkohlungseffekt. Durch hohe Temperaturen verdampfen Wassermoleküle und in weiterer Folge brechen auch die langkettigen Verbindungen auf. Dadurch entstehen Gase, die mit dem Sauerstoff an der Luft reagieren und verbrennen. Nach wenigen Minuten sind alle diese Gase von der Oberfläche des Holzes entwichen und der Effekt tritt ein. Er verhindert eine weitere Sauerstoffzufuhr nach innen bzw. reduziert diese stark. Dies bedeutet in der Praxis, dass der Kern von tragenden Holzkonstruktionen (z.B. Wände oder Decken) lange unbeschädigt bleibt. Diese Kohleschicht wirkt ebenfalls wärmedämmend und schützt vor raschen Festigkeitsminderungen der tragenden Struktur.

Vorurteile entkräften

Der moderne Holzbau erfüllt beim Brandschutz die geforderten Sicherheiten. Wenn Holz brennt, dann gleichmäßig und langsam. Holzdecken schmelzen und tropfen nicht. Wir kennen das Klischee aus den meisten Hollywoodfilmen: Der Held rettet die im Feuer eingeschlossenen Personen und nur eine Sekunde später bricht die Holzdecke ein. In der Realität geht das nicht so rasant, Holzdecken geben nicht plötzlich nach. Holz macht sich bemerkbar, wenn es versagt und das dauert sehr lange. Einsatzkräfte können die Tragfähigkeit dadurch gut einschätzen, was bedeutet, dass Löschangriffe planbar sind. Holzbauten entsprechen den Brandschutzvorschriften und das Brandverhalten kann genau berechnet und eingeschätzt werden – im Gegensatz zu anderen Baustoffen. Die heimische und meistverbaute Holzart ist Fichte. Sie hat eine eindimensionale Abbrandrate von ca. 0,7 mm/min (ß0 von 0,65 mm/min) und ist somit berechenbar nach Eurocode 5.

Holz ist, richtig geplant, ein Sicherheitsfaktor

Was passiert mit Holz nach einem Brand? Für den Baustoff spricht die gute Beurteilungsmöglichkeit von Schäden. Zudem sind die Bauteile leicht auswechselbar, können nicht kontaminiert werden oder korrodieren. Sollte nicht mehr saniert werden, ist das Material einfach und günstig zu entsorgen.

Zu beachten ist bei diesem Thema die OIB 2- 2.1. 2.2. 2.3, die Anforderungen an das Brandverhalten von Bauprodukten (Baustoffen) sind gemäß ÖNORM B 3806 und der ÖNORM EN 13501-1 (Euroklassen) zu sehen, Bemessungen sind nach ÖNORM EN 1995-1-2 (Nachweise) festzulegen.