Holzbau sucht neues Zuhause

Ein Artikel von Birgit Gruber | 01.12.2021 - 08:00
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So sieht es im Inneren des Hauses in Niederkrüchten aus. © Concular

„Zirkulär bauen“ lauten die Schlagworte der Stunde. Mit der Einführung einer Rücknahmeverpflichtung startete der Hersteller verleimter Holzprodukte aus Niederkrüchten am Niederrhein vor wenigen Monaten die Umsetzung des aktuell viel beschworenen „Cradle to Cradle“-Prinzips, bei dem der verwendete Rohstoff weitergegeben und im Idealfall so Teil eines unendlichen Materialkreislaufs werden soll (holzbau austria berichtete). Nun geht das Unternehmen einen Schritt weiter. Gemeinsam mit Concular, einem Expertenteam aus dem Bausektor und der digitalen Industrie, will man ein Derix-Haus vermarkten, das am jetzigen Standort rückgebaut und dessen Holzkonstruktion an anderer Stelle neu aufgebaut werden soll.

Von Holzbauprofessor geplant

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Der Plan aus dem Jahr 1975 von Holzbauprofessor Julius Natterer.

Das Haus ist ein zweigeschossiger Wohnbau in Niederkrüchten, in dem die Familie selbst viele Jahre wohnte. Es wurde 1975 von dem renommierten und am 25. Oktober des heurigen Jahres verstorbenen Experten im konstruktiven Holzbau, Bauingenieur Prof. Julius Natterer, geplant und von DERIX umgesetzt. Die robuste, zeitlose Holzkonstruktion ist flexibel nutzbar und ermöglicht einen großen Gestaltungsspielraum. So kann sie durch den stützenfreien Raum nicht nur als Wohnhaus, sondern auch als Kindergarten, Besucherzentrum oder Yogaspot genutzt werden, um nur einige Möglichkeiten zu nennen. „Das Gebäude  ist für eine zirkuläre Nutzung prädestiniert. Die Konstruktion bringt die notwendige Flexibilität mit und der Zustand der Bauteile ist einwandfrei. Das macht nachhaltiges Bauen aus: eine Resilienz gegenüber Zeit und Nutzung. Die Vielzahl der Anfragen, die uns zu diesem Haus erreichen, zeigen, dass die Zeit reif ist für die Umsetzung und Etablierung einer neuen, zirkulären Art des Bauens“, weiß Concular-Architektin Annabelle von Reutern.

„Sollte zum Standard für Holzgebäude werden“

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© Concular

 „Das, was wir jetzt mit dem DERIX-Haus machen, sollte in Zukunft der Standard für alle Gebäude aus Holz werden“, ergänzt DERIX-Vertriebsleiter Markus Steppler. In der Familie selbst freut man sich schon jetzt darauf, wenn das Domizil einen neuen Nutzer findet. „Ich finde es schon bemerkenswert, dass mein vor fast 50 Jahren errichtetes Elternhaus derart flexible Nachnutzungsmöglichkeiten bietet. Damals gab es ja weder zirkuläre Konzepte, noch war die Wiederverwendung von Bauteilen überhaupt ein Thema. Und dennoch ist die gesamte freitragende Holzkonstruktion des Gebäudes so flexibel einsetzbar, dass sie jetzt an anderer Stelle für einen anderen Bedarf wiederverwendet werden kann. Deutlicher kann man das zirkuläre Potenzial, das im Holzbau liegt, nicht zeigen“, hält Markus Derix fest.

Quelle: Concular