Hölzerner Stolz der Nation

Ein Artikel von Raphael Zeman | 05.11.2019 - 09:09
VilniusConcertHall_a_ArquivioArchitects.jpg

Es gibt viele gute Argumente pro Holz. In der Konzerthalle sind es vor allem die raumatmosphärischen und akkustischen Vorzüge, die der Werkstoff mit sich bringt. © Arquivio Architects

„Vor 100 Jahren hatten unsere Staatsgründer die Idee vom 'Haus der Nation'. Das Konzerthaus soll diese Idee verkörpern und die evolutionäre Verbindung des Jahres 1918 mit unserer heutigen Republik darstellen“, so der Kulturminister Litauens, Mindaugas Kvietkauskas bei der feierlichen Bekanntgabe der Gewinner des Architekturwettbewerbs. „Ich freue mich auf einen Bau, der unterschiedliche Generationen, Ansichten und Geschmäcker zusammenbringt und einen kreativen Raum für alle Bürger Litauens bereitstellt.“

Visionäres Design

Arquivio Architects aus Spanien konnten das Rennen für sich entscheiden und damit die satte Prämie von 60.000 € einstreifen. Dr. Daniel Fraile repräsentiert das zehnköpfige Gewinnerteam, das nicht nur aufgrund der Nachhaltigkeit, sondern auch wegen der raumatmosphärischen und akkustischen Vorzüge auf Holz setzt. Um seine Arbeit zu beschreiben, nennt der Architekt einen etwas ungewöhnlichen Vergleich: „Entwerfen ist wie Basketball. Es verlangt viel Körpereinsatz, Geschick und braucht Erfolgserlebnisse. Wir sehen unseren daraus resultierenden Entwurf als Geschenk an die Stadt“, verkündete er bei seiner Dankesrede. Überzeugt hat die Jury vor allem die gefühlvolle Integration des Gebäudes in den Kontext. Der Entwurf schafft interessante neue Freiräume mit wunderschönen Aussichten über die Stadt und stellt zugleich eine Verbindung zwischen dem alten Friedhof, dem Lutheraner Garten und dem Taurasberg her. Das dreiteilige Holzbauensemble besteht aus dem „Haus der Nation“, einer großen Konzerthalle mit 1700 sowie einer kleinen mit 500 Sitzplätzen.

Gewaltige Investitionen

VilniusConcertHall_b_ArquivioArchitects.jpg

Das monumentale Bauwerk beeindruckt durch große Mengen an in Sicht ausgeführten Holzoberflächen. © Arquivio Architects

„Es ist eine große Investition in die Zukunft, aber der daraus resultierende Effekt wird umso größer sein“, zeigte sich Dragas Serban Ion Tiganas, Generalsekretär der Internationalen Vereinigung der Architekten (UIA) zuversichtlich. Als Projektbudget sind insgesamt 52 Mio. € veranschlagt. Derzeit steht am Taurasberg noch der 56 Jahre alte „Trade Union Palace“. Dieser wird zeitnah abgerissen und das Gelände um rund 14 Mio. € landschaftsbaulich aufbereitet. Noch Ende diesen Jahres soll der technische Entwurf für das Holzbaumonument fertiggestellt werden.

Vilnius‘ Bürgermeister, Remigijus Šimašius, zeigt sich jedenfalls jetzt schon voller Vorfreude: „Die Architektur dieses Bauwerks ist einzigartig, denkwürdig und inspirierend. Das Nationale Konzerthaus ist eines der wichtigsten kulturellen Objekte, die für unsere Hauptstadt geplant sind. Hier werden spektakuläre, weltweit bedeutende kulturelle Veranstaltungen stattfinden und dieser Platz könnte zum Brennpunkt der europäischen Kultur werden.“

Quelle: Arquivio Architects