95 m-Holzgitterschale aus Wiener Feder

Ein Artikel von Raphael Zeman | 10.06.2021 - 11:11
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Die Gewächshäuser in Form von verglasten Holzgitterschalen haben einen Durchmesser von 43, 60 und 95 m. © CreatAR

Auf einem ehemaligen Kohleabbaugebiet nahe Taiyuan entstand über die letzten Jahre hinweg ein 182 ha großer Landschaftspark, der auch der Erforschung und Vermittlung naturnaher Ökosysteme dient. Federführend war dabei das Wiener Architekturbüro Delugan Meissl, das sich frühzeitig auf eine weitreichende Verwendung des Baustoffes Holz festlegte. Die Gründe dafür: bauhistorische Anknüpfungspunkte sowie das hohe Maß an Vorfertigung und Ausführungsqualität.

Gewächshäuser bilden Herzstück

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Für den optimalen Lichteinfall sind die Träger nach Norden hin gebündelt und fächern Richtung Süden auf.
© CreatAR

Das Konzept des botanischen Gartens setzt sich aus dem Landschaftspark selbst, einem zentralen Eingangsgebäude mit Naturmuseum und Verwaltung, einem Bonsaimuseum, einem Forschungszentrum samt Bibliothek und Personalwohnräumen, einem Restaurant und drei Gewächshäusern zusammen. Letztere bilden das Herzstück und wurden als weitspannende Holzgitterschalen in Kuppelform realisiert. Dies machte eine Bündelung des technischen Knowhows in den Bereichen Energieplanung, thermische Leistungsfähigkeit, strukturelle Integrität, Verglasung sowie Montage und Logistik notwendig, so die Architekten. Die beiden kleineren Kuppeln sind 12 bzw. 21 m hoch und haben einen Durchmesser von 43 und 60 m. Mit einer Höhe von 30 m und einer lichten Spannweite von 95 m ist die dritte Kuppel eine der größten Holzgitterschalen weltweit. Die Konstruktionen bestehen aus doppelt gekrümmten Brettschichtholzträgern, die in zwei oder drei sich kreuzenden Schichten angeordnet sind. Diese sind wiederum mit doppelt gekrümmten Scheiben verglast, in einigen Bereichen befinden sich bedienbare Fenster. Um einen optimalen solaren Energieeintrag zu gewährleisten, sind die Hauptträger jeweils an der nordseitigen Basis eng gebündelt und fächern nach Süden hin auf.

Auch das Restaurant bzw. Teehaus wurde mit Holz errichtet. Es veranschaulicht dabei die Prinzipien der gestapelten und verschachtelten Trägerschichten, des Stufens und Skalierens durch Hinzufügen oder Entfernen von Schichten in Richtung Stützen oder Kanten sowie das Spiel mit Proportionen. Umgesetzt wurden die Holzkonstruktionen von StructureCraft aus Kanada, die Komponenten lieferte die HASSLACHER Gruppe vor rund einem Jahr.

Quelle: Delugan Meissl Architekten