Ressourcenschonend Bauen mit Holz

Ein Artikel von Markus Klaura | 27.07.2021 - 08:31

Arbeitswelten neu gedacht

Arbeiten im Hof

Ähnlich der Industrialisierung im 19. Jahrhundert ist die Digitalisierung im 21. Jahrhundert eine Evolution für die Arbeitswelt. Die Arbeit verändert sich stetig, die Räume sind bis dato gleichgeblieben. Unser Ziel ist es, Arbeitswelten zu kreieren, in welchen einerseits vielfältige Arbeitsmodelle Raum finden und andererseits das gesamte Umfeld näher an das Leben rückt. Im gegebenen Fall baut ein prosperierendes IT-Unternehmen mit derzeit 35 Mitarbeitern – Tendenz steigend – an einem öffentlich gut erschlossenen Ort zwischen den Kärntner Ballungszentren Klagenfurt und Villach sein Headquarter. Mehr als nur eine Arbeitsstätte, einen Ort mit hoher Aufenthaltsqualität will die Unternehmensführung ihrem Team zur Verfügung stellen. Der Holzriegelbau bildet mit seinen unterschiedlichen Funktionen von der Erschließung über die „Produktion“ bis hin zu den Bereichen der sozialen Begegnung einen Hof, dessen Öffnungen zu außerhalb liegenden Aufenthaltszonen die gelebte Firmenphilosophie von Konzentration und Freiheit widerspiegeln.

Wohnbau in Holz

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Wettbewerbsbeitrag Holzwohnbau Feldkirchen in Kärnten

Erwartet wurde ein mehrgeschossiger Holzbau, qualitativ hochwertig und in der Lösung wirtschaftlich, um die Errichtungskosten laut dem Kärntner Wohnbauförderungsgesetz einzuhalten. Der Entwurf reagiert, indem Wert darauf gelegt wird, die Baumassen kompakt zu halten und durch ein stringentes Rastersystem zu strukturieren, welches Konstruktion und Haustechnik klar und übersichtlich abbildet. Bei all der Wirtschaftlichkeit sind dennoch die Qualitäten des Städtebaus, der Außenraum-, Innenraum- und Freiflächengestaltung gleichwertig gelöst. Dies wird mit differenzierten Zonen, einer dem Ort angepassten Höhenentwicklung und einem gut durchdachten Wegenetz vorgeschlagen.

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Dem Anspruch entsprechend einfache Lagergebäude

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Die Verdichtung der Ballungsräume macht Grund und Boden teurer. Raumangebote für untergeordnete Nutzungen wie Lagerflächen können hier wirtschaftlich kaum angeboten werden. Auch im sozialen Wohnbau sind Lagerflächen nur in kleinem Ausmaß finanzierbar. Die Gesellschaft ist jedoch mit ihrem Konsum- und Freizeitverhalten diametral ausgerichtet. Auch die Covid-19-Krise wird den notwendigen breitenwirksamen Wandel in den Köpfen (leider) nur kurzfristig anstoßen. Bis die Menschen wissen, was sie alles nicht brauchen (Reisemobil für sechs Wochen im Jahr, Drittwagen für besondere Anlässe, Surfbrettsammlung seit den 1970ern – mit wenig Fantasie lässt sich die Reihe unendlich verlängern), müssen auch diese Bedürfnisse bedient werden und das im besten Fall gut strukturiert. Ziel unserer Überlegungen ist es, Gebäude für solch untergeordnete Zwecke mit besonders geringem ökologischem Fußabdruck umzusetzen und die Bauteile nach Ende der Nutzung in diesen Gebäuden sortenrein wiederverwerten oder recyceln zu können. Wir bauen gerade auf Industriebrachen und stillgelegten Mülldeponien solche Anlagen, die unter den Schlagwörtern Selfstorage, Miet-Box, Selbstlagerzentrum etc. allerorts aus dem Boden wachsen.

  • Die Gebäude werden gut erreichbar an Stellen errichtet, an denen sie höherwertigen Nutzungen nicht im Wege stehen.
  • Nahezu alle verwendeten Materialien sind nach der Nutzung in diesen Gebäuden sortenrein und einfach wiederzuverwenden oder der Rohstoffkette zuzuführen.
  • Holzbau als sparsame Primärkonstruktion spielt dabei die wichtigste Rolle. Die Holzverbindungen sind dabei weitestgehend schwalbenschwanzähnliche Verbindungen ohne Metallanteile. Die Regelkonstruktionslängen der Pfettensparren sind mit 690 cm so bemessen, dass eine Wiederverwendung der Hölzer nach Einsatz in diesen Gebäuden sehr wahrscheinlich ist.
  • Die Dächer, Fassaden und Trennwände sind aus pulverbeschichtetem Eisenblech und werden ohne Wärmedämmung verbaut. Auch hier ist die Wiederverwendung denkbar, aber auch einfaches Recyceln möglich.
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