Einfamilienhauspärchen statt Mehrfamilienhaus

Ein Artikel von Raphael Zeman | 30.06.2022 - 11:17

Hans-Peter Volkheimer besitzt mit seinem Unternehmen VO Wohnbau GAP in Garmisch-Partenkirchen mehrere Gründe und Immobilien. Auf einem dieser Gründe, in unmittelbarer Nachbarschaft zu einem bereits bestehenden Mehrfamilienhaus, hätte ein weiteres solches entstehen sollen. „Doch damit hätte ich dem bestehenden Gebäude komplett die Sicht genommen. Das wollte ich den dortigen Mietern nicht antun, und schließlich schmälert es auch den Wert einer Immobilie, wenn man dann so einen Klotz davorstehen hat. Jetzt verfügt das Objekt über einen unverbaubaren Weitblick“, erzählt der Bayer.

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Das erste Holzbauprojekt eines Immobilienentwicklers wird nicht sein letztes bleiben. Den Anstoß dazu gab dieser Wohnbau in Garmisch-Partenkirchen. © Alberto Franceschi Photography

„Wollte schon immer ein Holzhaus bauen“

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Peter Volkheimer, Immobilienentwickler und Bauträger © Alberto Franceschi Photography

„Ich mache, was gerade kommt. Am liebsten kleinere Einheiten, bei Mehrfamilienhäusern mit sechs bis acht Wohneinheiten. Da kann man die schönsten Grundrisse und Wohnungen entwerfen, wenn es größer wird, treten zu viele einschränkende Regelungen in Kraft“, schildert Volkheimer seine Herangehensweise und führt weiter aus: „Jedes Haus muss so werden, als würde ich selbst einziehen wollen – erst dann bin ich zufrieden.“

Zudem wollte er schon immer ein Holzhaus bauen. Bei seinen Recherchen stieß er im Internet auf Rubner Haus. Das aus dieser Zusammenarbeit entstandene Projekt begeistert Volkheimer nach wie vor – wenn möglich, fährt er jeden Tag dort vorbei: „Ich habe solchen Spaß mit diesen Häusern und bin so stolz auf das Ergebnis. Es baut mich einfach jeden Tag auf, an dieser Stelle zu stehen und es mir anzusehen“, bringt er seine Begeisterung zum Ausdruck.

„Am liebsten wäre ich direkt selbst eingezogen.“


Hans-Peter Volkheimer, Immobilienentwickler und Bauträger

Leimfreie Massivholzbauweise

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© Alberto Franceschi Photography

Bereits nach den ersten Gesprächen mit Rubner-Geschäftsentwickler Norbert Rauch entstand die Idee, statt dem ursprünglich geplanten Mehrfamilienhaus in mineralischer Massivbauweise mit fünf Wohneinheiten und einer Tiefgarage zwei separate, frei stehende Einfamilienhäuser in modern interpretierter Vollholzbauweise zu errichten. Leimfrei und mit möglichst geringem Anteil an Fremdstoffen in Wand-, Decken- und Dachelementen präsentieren sich nun die fertigen Objekte. Zentrales Element der Bauweise ist dabei eine Gratleiste in Schwalbenschwanzform, die als verbindendes Element in die Holzbohlen eingepresst wird. Die Bauten haben fast idente Flächenmaße: Haus A verfügt im Erdgeschoss über 143 m² Grundfläche und im Obergeschoss über 87 m² Wohnfläche, Haus B über 150 beziehungsweise 86 m². Der höhere Flächenanteil im Erdgeschoss ist auf die anschließenden Garagenbauten zurückzuführen, die über eine gemeinsam genutzte Zufahrt erschlossen sind.

Die beiden Häuser haben nach Norden hin nur wenige Fenster und öffnen sich gen Süden zu den Gärten hin, die von einem sanft dahinfließenden Bach begrenzt sind. Im Inneren prägen ausgesuchte, exklusive Details das Ambiente – Volkheimer legte großen Wert darauf, dass der von den natürlichen Baustoffen geschaffene Wohlfühlfaktor durchgängig spür- und erlebbar ist. In den Erdgeschossen befinden sich jeweils eine offene Küche und ein Wohnzimmer mit offener Feuerstelle. „An dieser Stelle spielen die Außenwände aus Vollholz ihre Stärke aus. Sie puffern sommers wie winters Temperaturunterschiede und gleichen auch Feuchtigkeitsschwankungen aus. Der dadurch abgegebene Holzgeruch garantiert auf ganz natürliche Weise ein einzigartiges Wohlfühlambiente“, erklärt Rauch.

Harte Winter kein Problem für (Alt-)Holzbau

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© Alberto Franceschi Photography

Der Skiort Garmisch-Partenkirchen ist durchaus für kalte Winter bekannt. Hier kommen die zusätzlichen Wärmeschutzmaßnahmen an der Gebäudehülle zum Tragen: Die 120 mm starken Massivholz-Außenwandelemente sind mit einem 200 mm starken Vollwärmeschutz mit integrierter Holzweichfaser versehen. Im Obergeschoss kam eine Holzschalung aus ausgesuchten Altholzteilen zum Einsatz. „An dieser Stelle konnten wir unsere Holzkompetenz voll ausspielen, denn die Schalung wurde speziell für diese beiden Gebäude aus dem Restholz einer alten Scheune gefertigt“, erzählt Rauch. Auch die Haustür aus Altholz und die dreifach verglasten Fenster in Lärche wurden von Rubner gefertigt. Die rasche Umsetzung der Häuser innerhalb von nur neun Monaten ab dem ersten Planungsgespräch bis zur Fertigstellung führen die Projektbeteiligten auf die ausgesprochen vertrauensvolle und enge Zusammenarbeit miteinander zurück. Auch dank werkseitiger Vorfertigung der Holzbauelemente konnten der Rohbau, die Dacheindeckung und die Spenglerarbeiten im November 2020 in lediglich zwei Wochen abgeschlossen werden. Im darauffolgenden Frühjahr wurden dann der Verputz und die Verschalung fertiggestellt.

Immobilienentwickler auf Holzbaugeschmack gekommen

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Der Holzbau macht die Idylle nahe dieses Baches perfekt. © Alberto Franceschi Photography

Volkheimer haben die Holzbaustelle und die fertiggestellten Objekte dermaßen begeistert, dass er – wenn seine Frau mitgespielt hätte – sofort selbst eingezogen wäre. „Was mich am meisten fasziniert, ist das Wohlfühlklima. Wir saßen im Winter in den Häusern, die zwar über Fenster, aber noch keine Heizung verfügten, und genossen einfach nur die Atmosphäre, während die Sonne ins Haus schien. So ein Raumklima bekomme ich mit einem mineralischen Massivbau niemals hin“, schwärmt er. Neben der Bauweise hat sich über das Projekt hinweg auch die ursprünglich geplante Nutzung geändert. Bereits während der Bauphase gab es unzählige Interessenten. „Die haben richtig Geld geboten. Aber warum sollte ich so ein tolles Projekt verkaufen?“, wirft Volkheimer in den Raum. So entschloss er sich dazu, die Häuser wochenweise an Gäste zu vermieten.

Der Immobilienentwickler und Bauträger ist jedenfalls auf den Holzbaugeschmack gekommen: „Wenn ich es wieder zu tun hätte, würde ich es ganz genauso machen“, erklärt er. Auf einem weiteren seiner Grundstücke will er „mit Sicherheit“ ein Holzhaus errichten, zudem ist er auf der Suche nach einem weiteren Grund, wo er dasselbe Projekt – idealerweise wieder mit Rubner – noch einmal umsetzen kann. Und wer weiß? Vielleicht schafft er es bis dahin, auch seine Frau vom Holzbau zu überzeugen und selbst in eines der Vollholzhäuser einzuziehen.

Projektdaten

Standort: Garmisch-Partenkirchen
Bauherrschaft: VO Wohnbau GAP GmbH
Fertigstellung: 2021
Planungs- und Bauzeit: 9 Monate
Architektur: Planwerker Holzerber
Holzbau und Tragwerksplanung: Rubner
Nettogeschossfläche: Haus A: 143 m² (EG) und 87 m² (OG), Haus B: 150 m² (EG) und 86 m² (OG)