Burgenland: nachhaltiger Holzeinsatz ausgezeichnet

Ein Artikel von Birgit Gruber | 15.04.2024 - 08:25

Die Landesinnung Holzbau lud gemeinsam mit proHolz Burgenland und der Pannonischen Wald- und Holzplattform zum fünften Mal zur Einreichung hervorragender Projekte für den Holzbaupreis Burgenland ein. Am 11. April hatte die Spannung dann ein Ende: Die begehrte Auszeichnung wurde in den Kategorien Wohnbau, öffentliche und touristische Bauten, gewerbliche und landwirtschaftliche Bauten, Weiterbau (Aufstockungen, Anbauten, Revitalisierungen, Sanierungen) und Sonderbauten vergeben. Die Einreichungen machen sichtbar, dass sich Bauen mit Holz nicht nur bei den privaten Bauherren etabliert, sondern Holz auch in der Landwirtschaft, im Gewerbe und im Tourismus ein beliebter Baustoff geworden ist. Dieser Trend setzt sich auch im öffentlichen Bereich fort. „Es ist zu wünschen, dass es noch mehr großvolumige Holzbauten im Burgenland geben wird. Gelungene Holzarchitektur und burgenländisches Handwerk zeigen nicht nur das Potenzial und die Einsatzmöglichkeiten des modernen Holzbaus, sondern sind auch ein wichtiger Beitrag zum Klimaschutz. Holz wird in Zukunft auch beim Nachverdichten und Weiterbauen der Ortskerne eine wichtige Rolle spielen“, sagt Herbert Stummer, Obmann von proHolz Burgenland. Die Jury des Burgenländischen Holzbaupreises 2024 bestehend aus Sylvia Polleres (Holzforschung Austria), Architekt Simon Speigner, Architekt Dr. Klaus-Jürgen Bauer und Bundesinnungsmeister Siegfried Fritz hat ihre Aufgabe sehr ernst genommen. In einem zweistufigen Verfahren wurden alle Einreichungen gründlich begutachtet. Am Ende dieses Prozesses wurden in allen Kategorien Nominierungen vorgeschlagen. Sämtliche nominierten Projekte wurden dann von der Jury während einer zweitägigen Exkursion, die vom Süden bis ganz in den Norden des Landes führte, besichtigt. In einer abschließenden Jurysitzung konnten dann die Anerkennungen und Auszeichnungen für festgelegt werden, „wobei festgehalten werden muss, dass die Jury insgesamt von dem mittlerweile erreichten Niveau sehr beeindruckt war“, hält Bauer fest.

Die anschließenden Projekte sind beeindruckende Beispiele burgenländischer Holzbaukunst. „Dass mit dem Holzbaupreis auch in diesem Jahr wieder diese Leistungen gewürdigt und ausgezeichnet und die Menschen dahinter vor den Vorhang geholt werden, ist ein wichtiges Zeichen der Wertschätzung – auch gegenüber dem bedeutendsten aller nachwachsenden Rohstoffe“, freut sich Landesrat Heinrich Dorner.

Kategorie Wohnbau

Auszeichnung 

Wohnhaus Löwe in Rust
Bauherren: Angelica Löwe und Roland Hegnauer
Architektur: Roland Hegnauer
Holzbau: Holzbau Kast 
Statik: Holzbau Kast

Auszug aus dem Jurytext: Ein kleines, feines Einfamilienhaus inmitten einer Siedlung mit vielen interessanten Details und einem raffinierten Raumkonzept. Ein hoher Anspruch an die Verarbeitung mit konstrukGv eingesetzten CLT-Stützen und Wänden. Die Verkleidungen bilden mit den konstrukGven Bauteilen ein sGmmiges Gesamtbild im Innenraum. Die verGkale Leistenfassade überzeugt durch unterschiedliche Anordnungen, die mit hoher Qualität verarbeitet wurden. Holzroste und ein Holzpool im Garten runden das Gesamtkonzept ab. Es ist ein überzeugendes Gesamtkonzept, bei dem Entwurf und Umsetzung bis ins Detail harmonieren. 

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Wohnhaus Löwe in Rust. © David Pokorny 

Anerkennung

Haus B am Hang in Pinkafeld
Bauherr: Dr. Herbert Brünner
Architektur: STADTGUT architekten 
Holzbau: HHH HolzBau 
Statik: ZMP 

Auszug aus dem Jurytext: Das Haus ruht auf Stelzen und der Hang fließt unten durch. Der warme Wohnteil, auf einer Ebene aufgeständert, verfügt über einen großzügigen überdeckten Außenbereich. Ein guter Raumzuschnitt, durchdacht gesetzte Blickachsen sowie eine solide Verarbeitung lassen ein stimmiges Gesamtwerk entstehen. Gut gewählt ist auch der konstruktive Mix aus Holzmassiv- und Holzrahmenbauteilen. 

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Haus B am Hang in Pinkafeld. © Wolfgang Fürst

Anerkennung

Haus F in Oberschützen
Bauherren: Elisabeth und Hermann Fenz
Architektur: ATMOS Architekten
Holzbau: HHH Holz Bau
Statik: petz 

Auszug aus dem Jurytext: Ein konsequentes Entwurfskonzept ökonomisch umgesetzt. Moderne Holzbaustoffe mit industriellen Baumaterialien klug kombiniert lassen ein umfassendes großzügiges Innen und Außen entstehen. Im Low-Budget-Gebäude sind die aussteifenden OSB-Platten der Wände und Decken auch gleichzeitig die Innenbekleidung. Unverkleidete Konstruktionshölzer und sichtbare Installationsleitungen unterstreichen den Charakter. Großes Augenmerk wurde auf den konstruktiven Holzschutz gelegt, denn eine weit auskragende Dachfläche überdeckt zum einen eine großzügige umlaufende Terrasse und schützt zum anderen die Holzfassade vollflächig vor Witterung. Das eingeschoßige Gebäude fügt sich harmonisch in die Hanglage ein und steht zu einem Großenteil auf Holzstützen. Ein gelungener Beitrag zum Thema Kleinhaus in Holz mit minimaler Bodenversiegelung.

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Haus F in Oberschützen. © Helmut Karl Lackner

Kategorie Öffentlich und Touristisch

Auszeichnung

Dorfgemeinschaftshaus Tschurndorf – 18er Haus in Tschurndorf
Bauherr: Marktgemeinde Weppersdorf
Architektur: Michaela Mörk
Holzbaubetrieb: Zimmerei Reumann
Statik: Zimmerei Reumann

Auszug aus dem Jurytext: Ein alter Hof am Hang bildet nun das neue Dorfzentrum. Anstelle den Bestand einfach abzubrechen, wurde der Hofkomplex gekonnt, zum Teil auch mit vorhandenen alten Baustoffen – Stichwort: Reuse – erweitert und in vielen ehrenamtlichen Arbeitsstunden der Dorfgemeinschaft zu einer sinnstiftenden Mitte für Sommer- und Ganzjahresnutzung. Das alte Haus mit Holztramdecken, der zeitgemäße Mehrzwecksaal mit Gemeinschaftsküche sowie der Stadel für die wärmere Jahreszeit: hier wurde der Werbespruch „Holz verbindet“ wahrhaftig. Diese Art und Weise, mit einem geringen Budget Großes gemeinsam zu meistern, begeistert nicht nur die Jury. Es ist eine gebaute Metapher für unsere Gesellschaft: „gemeinsam geht’s leichter“.

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Dorfgemeinschaftshaus in Tschurndorf. © Jonathan Tröscher

Auszeichnung

Internat Keramikfachschule Stoob (Gästehaus Stoob)
Bauherr: REB – Real Estate Burgenland
Architektur: LIB – Landesimmobilien Burgenland
Holzbau: O.K. Energie Haus
Statik: ZMP 

Auszug aus dem Jurytext: Das zweigeschoßige Internatsgebäude in vorgefertigter und ressourcenschonender Holzrahmenbauweise beherbergt Schüler und Gäste der Keramikfachschule. Durch die gewählte Holzbauweise entstehen zeitgemäße behagliche Wohn- und Aufenthaltsräume. Ein Holzbau bietet als ökologisch zeitgemäßer Bau nicht nur ökonomische Vorteile, er ist auch richtungsweisend und zukunftsfähig. Hier bekommen junge Leute die Vorteile eines uns nahestehenden Baumaterials vermittelt. Holz und Keramik sind beide sehr langlebige Baustoffe und eine ideale Kombination für diesen Standort. Die Jury würdigt den Mut und die Vorbildwirkung für die ökologische Bauweise eines öffentlichen Auftraggebers.

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Internat und Keramikfachschule in Stoob. © proHolz Burgenland

Anerkennung

Kindergarten Hochstraße in Mattersburg
Bauherr: Stadtgemeinde Mattersburg
Architektur: teamplankraft
Holzbau: Handler Bau
Statik: Woschitz Engineering

Auszug aus dem Jurytext: Ein großer, zweigeschoßiger Kindergarten, der sich im Inneren in kleine Gruppeneinheiten auflöst. Große Flächen im Gebäudeinneren mit sichtbaren Holzoberflächen, zum Teil akustisch aktiviert, lassen angenehme Aufenthalts- und Arbeitsbereiche entstehen. Vorgelagerte überdeckte Freiraumzonen bilden einen stimmigen Übergang in den Außenbereich. Die klare Konstruktion sowie der hohe Anteil an Sichtoberflächen werden gewürdigt.

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Der Kindergarten in der Mattersburger Hochstraße. © teamplankraft

Kategorie Gewerbe und Landwirtschaft

Auszeichnung

Weingut Meinklang in Pamhagen
Bauherr: Michlits Werner
Architektur: MuT Architekten
Holzbau: Handler Bau
Statik: RWT plus 

Auszug aus dem Jurytext: Ein Dorf entsteht im Weingarten. Das neue Weingut wird außerhalb des Ortes samt Wohnhaus, Nebenanlagen, Büro und Verkostungsraum sowie allen erforderlichen Räumlichkeiten für den Weinbau neu errichtet. Bauökologische Grundsätze sowie der Einsatz von unbehandeltem Holz bilden den Schwerpunkt für das Gesamtkonzept. Die Zielvorgaben werden bis ins Detail konsequent umgesetzt. So entsteht ein beispielgebendes Gesamtensemble von Bauwerken, das die Firmenphilosophie widerspiegelt. Der Mut, das Engagement sowie die Konsequenz in der Umsetzung und schlussendlich das Ergebnis überzeugen die Jury.

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Weingut Meinklang in Pamhagen. © proHolz Burgenland

Kategorie Weiterbau

Anerkennung

Revitalisierung FRK Podersdorf
Bauherren: Sabrina Steiner und Christian Bors
Architektur: Kato architektur
Holzbau: Holzbau Kast
Statik: Holzbau Kast

Auszug aus dem Jurytext: Ehemalige Betriebs- und Wohnbereiche werden in dem ursprünglichen Streckhof getauscht. Die Bauherren entscheiden sich, die Wohnbereiche, die direkt an der stark befahrenen Straße liegen, an die ruhige Hofrückseite zu verlegen. Die Remise- bzw. Hallenräumlichkeiten werden klug und gekonnt adaptiert. Holz wird, kombiniert mit Beton und Ziegel, sichtbar und mit einem Wärmedämmverbundsystem aus nachwachsendem Rohstoff verputzt eingesetzt. Das Projekt überzeugt durch seine ruhige, sich einfügende Art und ist ein gelungener Beitrag, Leerstand zu nutzen.

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Revitalisierung FRK in Podersdorf. © David Pokorny

Kategorie Sonderbauten

Anerkennung

Atelierwerkstatt in Neuhaus am Klausenbach
Bauherr: Josef Kahr
Architektur: Architekt Stefan Tenhalter
Holzbau: Strobl
Statik: Strobl 

Auszug aus dem Jurytext: Ein skulpturaler Bau zwischen altem Baumbestand auf alten Grundmauern. Aufgrund seines polygonalen Grundrisses erscheint der Baukörper nach allen Richtungen von unterschiedlicher Form. Die gekonnt gesetzten Fensteröffnungen schneiden interessante Landschaftsbilder aus und bieten weite Ausblicke ins Land. Sichtbare Holzoberflächen im Innenraum runden das äußere Erscheinungsbild ab.

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Atelierwerkstatt in Neuhaus am Klausenbach. © Stefan Tenhalter

Quelle: proHolz Burgenland