Holz dominiert Bauherrenpreis

Ein Artikel von Birgit Gruber | 13.11.2019 - 10:25

Der Bauherrenpreis der Zentralvereinigung der Architekten würdigt herausragende Bauten, Freiraumgestaltungen sowie städtebauliche Lösungen der letzten drei Jahre, die sich besonders durch die intensive Zusammenarbeit zwischen Bauherrn und Architekt auszeichnen. Vor Ort überzeugte sich die Hauptjury, bestehend aus Architekt Andreas Cukrowicz (Bregenz), Architektin Donatella Fioretti (Berlin) und Architekturpublizist Albert Kirchengast (Wien) von der Qualität der 24 nominierten Projekte, um daraus die sechs Preisträger zu ermitteln. „Nur so, nur vor Ort, nur in den Räumen, die Materialien im Griff, konnten wir unseres Urteils sicher sein“, weiß Jurymitglied Albert Kirchengast. „Es ging um Gestaltung, um die Übersetzung von vielfältigen Ansprüchen in Form. Es ging also darum, unsere Urteilskraft zu spitzen, mehr denn je die Hintergründe, die Prozesse mit in den Blick zu nehmen, die Baukunst erst ermöglichen. Gespräche sind hierfür zentral, nicht nur das eigene Schauen, Greifen, Fühlen, Räsonieren – denn der Preis würdigt explizit die Zusammenarbeit von Bauherren und Architekten“, so Kirchengast weiter.

Drei der insgesamt sechs ausgezeichneten Projekte setzen auf den ökologischen Baustoff Holz und damit auch ein Zeichen in die richtige Richtung. Die Wahl der Holzbauweise überzeugte bei folgenden Projekten Architekt und Bauherr gleichermaßen.

Streckhof mit Schnapsbrennerei

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Massivholzstruktur zwischen Mauerzug: Entstanden ist dabei ein strenges und ebenso sympathisches, beidseitig durchlässiges Wohnhaus mit optimiertem Zuschnitt für eine junge Familie. © Markus Bstieler

Standort: Burgenland
Bauherr: Elisabeth und Claus Schneider
Architektur: Juri Troy Architects
Holzbau: Holzbau Kast
Fertigstellung:  August 2018

Eine angrenzende Scheune verhalf zur zündenden Idee für das Wohnhaus im Burgenland: einem Weiterbauen ohne Anbiederung. Ziegelwand, Ausfachung, Ziegelwand – dieser karge, doch poetische Rhythmus wird übernommen und setzt sich in der Organisation des neuen Grundrisses fort: Raum, Treppe, Raum, ein Dreitakter zwischen halbmeterdicken Mauerklammern, die umlaufend Stauraum bieten und Loggien als dienstbare Pufferräume ausbilden. In diesen Mauerzug wurde eine Massivholzstruktur eingesetzt.

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© Markus Bstieler

Wagyu-Stall am Hausruck

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Nicht industriell – klein geschnitten, verleimt – sondern bis zu neun Meter lang sind die am Fußpunkt eingespannten Stützen. Hochgehoben sind die Diagonalaussteifungen, wie bei einem Schirm schwebt das Dach ganz elementar über dem geräumigen, luftigen Stall. Der Architekt hat vor langer Zeit türkische Holzstrukturen studiert. © Stefan Gruber

Standort: Atzbach
Bauherr: Hubert und Diana Huemer
Architektur: Atelier Herbert Schrattenecker
Holzbau: Hausl + Schmid Holzbau und Bau GmbH
Tragwerksplanung: Weilhartner ZT GmbH
Fertigstellung: 2018

Der Wunsch des Bauherrn an den Architekten nach viel Holz und Komfort für die Tiere wurde bei diesem Projekt zur Gänze erfüllt. So entstand dieser pagodenartige Stall, der etwas von der fremdländischen Art der Wagyu-Rinder ins Hausruckviertel bringt, ohne ein Fremdkörper zu sein. Er steht gut und luftig neben dem alten Hof. Architektur nimmt hier wieder Teil an der bewussten Lebensplanung und lastet nicht schwer, dank des schlanken Hozstabwerks.

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© Stefan Gruber

Haus obd’r Lech

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Weder ist das Alte inszeniert noch steht es plump neben dem Neuen. Die Räume verströmen, ganz in Weißtanne verkleidet, viel Gemütlichkeit und laden zum behaglichen Wohnen ein. Luxus wird dabei auf ganz eigene Weise artikuliert, weiß sich zurückzuhalten, unterliegt dem Respekt gegenüber Geschichte und Kontext. © David Schreyer

Standort: Lech
Bauherr: Clemens Schmölz
Architektur: Hein Architekten und Gernot Thurnher
Holzbau: Holzbau Feuerstein
Tragwerksplanung: Andreas Gaisberger
Fertigstellung: Januar 2018

Das vorliegende Projekt ist eine Revitalisierung eines hochdesolaten Holzbaus. Das Interesse des Eigentümers rief einen Bauforscher auf den Plan, der eines der ältesten Häuser weit und breit entdeckte – ein Walserhaus aus dem 14. Jahrhundert mit seltener Bohlen-Balkendecke. So wurde, was von der Strickstruktur zu retten war, gerettet. Ostseitig, anstelle des bereits in den 1950er-Jahren verlorenen Wirtschaftstrakts, entstand ein Zubau in Holzmassivbauweise.

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© David Schreyer

Quelle: Zentralvereinigung der Architekten Österreichs