Best of Timber 2022

Ein Artikel von Kathrin Lanz | 10.01.2023 - 08:15

Heuer kickte ein Amerikaner einen Österreicher sowie einen Norweger vom Thron. Das HoHo Wien (85,4 m) musste dem 86,6 m hohen Ascent in Milwaukee als höchster Hybride weichen. Mjøstårnet in Brummundal wird von Ascent ebenfalls um etwas mehr als einem Meter überragt. Die österreichische Beteiligung an Ascent erfolgte durch die Produktion der Träger im Wiehag-Werk in Altheim sowie durch die Vorfertigung der Brettsperrholz-Elemente vom Kärntner Betrieb KLH. Nach rund zwei Jahren Bauzeit nach dem Entwurf der Architekten Korb + Associates wurde der Bau planmäßig Ende Juli 2022 fertiggestellt. Die Architeken sagen selbst, es ging ihnen nicht darum, „Rekorde zu brechen. Wir wollten einfach die bestmögliche Umgebung für die künftigen Nutzer schaffen.“

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Der Ascent Tower in Milwaukee wurde im Juli zum höchsten Holzgebäude der Welt ernannt. © Korb + Associates

ASCENT

Standort: Milwaukee/USA
Geschosse: 25
Höhe: 86,6 m
Status: fertiggestellt, 2022
Architekten: Korb + Associates
Systemlieferanten: Wiehag, KLH

Ebenfalls heuer fertiggestellt: HAUT mit 73 m in Amsterdam. Wie von weltweit agierende Bauunternehmen Arup beschrieben, lautete der Entwurfsgrundsatz: „Holz, wo möglich, Beton und Stahl, wo nötig“. So wurden das Fundament, das Untergeschoss und der Aufzugskern für den 21-Geschosser aus Beton hochgezogen.

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Auf 21 Stockwerken verteilen sich im Amsterdamer Wohngebäude „Haut“ 52 Wohneinheiten. © Jannes Linders/ Arup

HAUT

Standort: Amsterdam/NL
Geschosse: 21
Höhe: 73 m
Status: fertiggestellt, 2022
Architekten: V Architectuur
Bau: Arup, J.P. van Eesteren und Brüninghoff

Nur knapp unter dem Amsterdamer Hochhausexemplar liegt das Sara Kulturhus in Skellefteå, das zwar schon im September 2021 eröffnet wurde, aber hier ob seines derzeitigen 5. Platzes im Holzhochhausranking (1.Ascent, 2.Mjøstårnet, 3. HoHo, 4. HAUT) und des ästhetischen Anspruchs ebenfalls Erwähnung finden muss. Das von White Arkitekter entworfene Kulturzentrum inmitten der Stadt, beherbergt ein Theater, ein Museum, eine Kunstgalerie, die städtische Bibliothek sowie ein modernes Hotel mit 205 Zimmern inklusive eines Spas und Restaurants. „Der Neubau soll weltweit den Einsatz von Holz als nachhaltigstes Baumaterial für komplexe und hohe Gebäude vorantreiben“, erklären die leitenden Architekten Robert Schmitz und Oskar Norelius.

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Das Kulturhus ist komplett in Holz gefertigt, selbst der Aufzugsschacht und das Stiegenhaus. © Jonas Westling

KULTURHUS

Standort: Skellefteå/SE
Geschosse: 19
Höhe: 72,5 m
Status: fertiggestellt, 2021
Architekten: White Arkitekter
Bau: Arup

139 Gebäude mit acht oder mehr Stockwerken

So weit zu dem Auszug aus Gebäuden, die bereits fertiggestellt sind. Derzeit gibt es weltweit 139 Gebäude aus Massivholz mit acht oder mehr Stockwerken, die entweder fertiggestellt, im Bau oder geplant sind, heißt es von offizieller Seite des „Council on Tall Buildings and Urban Habitat“ (CTBUH). Die Daten haben den Stand Februar 2022. Noch nicht in der Liste enthalten ist der sogenannte Burj Zanzibar, geplant von OMT Architects aus New York gemeinsam mit dem Stuttgarter Büro Birk Heilmeyer Frenzel Architekten und in enger Zusammenarbeit mit den Statikern von Knippers Helbig aus Stuttgart. Die Brandschutzplanung hat Ignis aus Zürich und KSI aus Basel übernommen, die Haustechnik kommt von Zutari aus Pretoria in Südafrika und Binderholz fungiert als Systemlieferant und sorgt für die Montage, die bereits begonnen hat. 92 m soll der Hybride bis spätestens 2026 in die Höhe ragen. 

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Die unteren Geschosse bieten mitsamt den Terrassen Platz für Geschäfte und Freiräume. © OMT architects / GiD Studio

BURJ ZANZIBAR

Standort: Sansibar/TZ
Höhe: 93 m
Status: in Bau
Architekten: OMT architects, Birk Heilmeyer und Frenzel Architekten
Systemlieferant: Binderholz
geplante Fertigstellung: 2025/2026

Einer jagt den nächsten

Mit höchster Wahrscheinlichkeit wird dieser Hybride dann schon vom Schweizer „Rocket & Tigerli“ überragt, der ebenfalls 2026 Realität sein soll. Denn der von den Dänen Schmidt Hammer Lassen geplante 100 m-hohe Wohnblock in der Schweiz ist ebenfalls schon in Bau. Das Schweizer Unternehmen Implenia und die ETH Zürich haben bei der Entwicklung eng zusammengearbeitet. Beim neuen System wird der Betonkern durch Holz ersetzt. „Wir gehen dieses Projekt mit großer Bescheidenheit an. Es wird einen bedeutenden Einfluss auf die Gemeinde haben, sowohl in sozialer als auch in ästhetischer Hinsicht. Da die Schweiz über ein großes Know-how im Bereich des Holzbaus verfügt, sind wir besonders stolz, an diesem bahnbrechenden Projekt mitzuarbeiten“, sagt Kristian Ahlmark, Partner und Design Director bei Schmidt Hammer Lassen.

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Das Schweizer Unternehmen Implenia und die ETH Zürich haben bei der Entwicklung von Rocket + Tigerli eng zusammengearbeitet. © Schmidt Hammer Lassen Architects

ROCKET & TIGERLI

Standort: Winterthur
Geschosse: 24
Höhe: 100 m
Status: in Bau
Architekten: Schmidt Hammer Lassen
Planungsbeteiligt: Implenia, ETH Zürich
geplante Fertigstellung: 2025

Knapp über der 100 m-Grenze liegt das ambitionierte Projekt der Großbank UBS. In Zürich Altstetten, unmittelbar nördlich des Bahnhofs, plant das Unternehmen ein 108 m-Holzhochhaus. Der Gestaltungsplan für das Vorhaben wurde bereits im städtischen Amtsblatt veröffentlicht. Das neue Holzgebäude soll einen Altbau aus den 1970er-Jahren ersetzen. Seit 2017 ist der Planungsprozess im Gange. Basierend auf einem Masterplan für die Entwicklung des Standortes gingen 2021 im Rahmen eines zweistufigen Studienauftrags mit Schweizer und internationalen Teilnehmern Kengo Kuma and Associates (KKAA) mit Itten+Brechbühl als Sieger des Richtprojekts hervor.

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© UBS

UBS-BANKGEBÄUDE

Standort: Zürich/CH
Höhe: 108 m
Status: in Planung
Architekten: Kengo Kuma and Associates mit Itten+Brechbühl
geplante Fertigstellung: 2029

Ein Projekt, weit über der Hochhausgrenze soll in South Perth entstehen. „C6“, maßgeblich von Fraser & Partners entwickelt, soll einmal 183 m messen (Details dazu hier).

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© Grange Development

C6

Standort: South Perth/AUS
Höhe: 183 m
Status: in Planung
Architekten: Fraser & Partners

Forschung in diesem Bereich beschleunigen

Dieser Artikel hegt nicht den Anspruch auf Vollständigkeit, aber alleine dieser Auszug verrät, was sich oberhalb der Hochhausgrenze im Holzbau im Moment weltweit abspielt. In Anbetracht der rasanten Entwicklung hoher Holzhäuser wird Holz mit hoher Wahrscheinlichkeit im Hochhausbau eine noch bedeutendere Rolle zukommen, als es jetzt schon der Fall ist. Deshalb fordert das CHBT: „Es ist Aufgabe der Regierung und der führenden Vertreter der Holzindustrie, die Forschung in diesem Bereich zu beschleunigen.“ Damit sollen Planende mit Best-Practice-Beispielen für die Dimensionen einer zukünftigen Stadt aus Massivholz gewappnet werden. Eine Forderung, die durchaus Sinn macht. 

BURJ ZANZIBAR

Standort: Sansibar/TZ
Höhe: 93 m
Status: in Bau
Architekten: OMT architects, Birk Heilmeyer und Frenzel Architekten
Systemlieferant: Binderholz
geplante Fertigstellung: 2025/2026